Ein halbes Jahr vorher den Hut in den Ring zu werfen, finde ich noch eine angemessene Zeit. Ohne die Coronapandemie wäre es vielleicht etwas früher Thema geworden. Aber das laufende Geschäft einschließlich der Bewältigung der coronabedingten Einschränkungen und Belastungen geht für mich eindeutig vor.
Wird die CDU Sie auch diesmal als ihren Kandidaten nominieren, und erwarten Sie womöglich auch Unterstützung anderer Parteien?
Im Vorfeld habe ich natürlich Gespräche mit der CDU geführt, die mich bereits 2014 als ihren Kandidaten für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters aufgestellt hat. Die Gespräche verliefen beiderseitig positiv, für die anstehende Wahl am 12. September ist eine erneute Nominierung zu erwarten. Sollten mich andere Parteien oder Wählergruppen unterstützen wollen, wäre ich dafür offen und dankbar. Letztendlich wird es entscheidend sein, als Person das Vertrauen der Wählerinnen und Wähler zu gewinnen.
Eine wirkliche Wahl hat der Wähler nur, wenn es nicht bei einem einzigen Anwärter auf das Amt bleibt. Wünschen Sie sich einen Gegenkandidaten? Oder sogar mehrere? 2014, bei Ihrer Erstkandidatur, mussten Sie sich ja gleich gegen vier Wettbewerber behaupten.
In 2014 gab es mit den vier Mitbewerbern eine sehr faire und niveauvolle Wahlwerbezeit. Diese konstruktive Art wünsche ich mir auch für die kommende Wahl, unabhängig von der Anzahl möglicher Mitbewerber.
Ein diplomatisch-ausgleichendes Wesen kann Ihnen niemand absprechen. Sie gelten nicht als der Typ, der auch mal auf den Tisch haut. Fahren Sie damit immer gut, sowohl im Umgang mit der Politik als auch in der Verwaltungsführung?
Auf den Tisch zu hauen, mag kurzfristig für Ruhe sorgen, löst aber dauerhaft keine Probleme. Mein Naturell ist anders ausgeprägt, und damit fahre ich in allen Bereichen sehr gut. „Klar und deutlich in der Sache, moderat im Umgang“, mag meine Art gut widergeben. Die politische Arbeit zeichnet sich dadurch aus, auch bei unterschiedlichen Meinungen zu einer mehrheitsfähigen Entscheidung zu kommen. Kompromisse sind meistens tragfähiger und halten länger, als der Versuch, Einzelinteressen 1:1 durchsetzen zu wollen.
Der Ton zwischen SPD/Grünen und der Verwaltungssspitze, also Ihnen, wird hörbar rauer. Wie erklären Sie sich das oft gereizte Klima im Rat und seinen Ausschüssen?
Es ist nicht ungewöhnlich, wenn im Jahr vor den Kommunalwahlen die Gegensätze innerhalb des Rates und zwischen einzelnen Parteien und der Verwaltung stärker in den Vordergrund treten. Dazu kommt, dass die Belastungen und Einschränkungen durch die Coronapandemie an den Nerven aller zerrt und Gereiztheiten in vielen Bereichen zugenommen haben.
Als Hauptverwaltungsbeamter, der sich erneut der Wahl stellt, genießen sie einen „Amtsbonus“. Zugleich können Sie aber davon ausgehen, dass Ihre Gegner Ihre erste Amtszeit im Wahlkampf kritisch hinterfragen. Mit welchem „Pfund“ können Sie wuchern? Warum soll der Wähler sie wählen?
Das kritische Hinterfragen einer Amtsführung gehört mit zum Wesen der Demokratie. Für mich zählt das gemeinsame Ringen für die bestmögliche Entscheidung im Sinne der Menschen in der Samtgemeinde Harpstedt. Die Wählerinnen und Wähler haben ein gutes Gespür dafür, wer daran konstruktiv mitwirkt und Menschen zusammenführen und Themen voranbringen kann.
Wo liegen die größten kommunalpolitischen Herausforderungen der nächsten fünf Jahre, mal ausdrücklich abgesehen von den immer engeren Haushaltsspielräumen?
Die finanziellen Möglichkeiten mit im Blick zu haben, ist elementarer Bestandteil einer nachhaltigen kommunalpolitischen Ausrichtung. Geld steht nicht unbegrenzt zur Verfügung, da die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mitgliedsgemeinden begrenzt ist. Wichtige Aufgabenfelder sind die Verbesserung der Schulausstattung, Stichwort „digitale Tafeln“. Weitere bauliche Sanierungen sind notwendig im Schulbereich, dem Amtshof, beim Straßennetz und im Rosenfreibad. Der bedarfsgerechte weitere Ausbau in der Kinderbetreuung steht ebenso an wie der Ersatzneubau für die DRK-Kita „Waldburg“ in Harpstedt und der Neubau eines Feuerwehrgerätehauses für die zusammengelegte Feuerwehr Prinzhöfte. Bei der Breitbandversorgung steht nach der dritten und letzten Ausbaustufe für die verbliebenen letzten weißen Flecken unter 30 Mbit/Sekunde auch der weitere Glasfaserausbau in den Siedlungsbereichen an. Neben der eigenwirtschaftlichen Erschließung durch die Telekommunikationsfirmen sind dort zukünftig Fördermittelprogramme zu erwarten, die gemeinsam mit den Mitgliedsgemeinden und dem Landkreis genutzt werden müssen. Der Klimaschutz wird ebenfalls eine größere Bedeutung bekommen.
Eine „öffentliche Person“ zu sein, sich vor die Verwaltung stellen zu müssen, wenn es nötig ist, zwischen allen Stühlen zu sitzen – das klingt nicht unbedingt nach einem Traumjob. Was reizt Sie trotz aller Nackenschläge, die ein Verwaltungschef naturgemäß einstecken muss, an der Aufgabe?
Ich spüre in mir eine unverändert hohe Motivation, mich für die Belange der Menschen und der Samtgemeinde einzusetzen. Das Bürgermeisteramt beinhaltet vielfältige Herausforderungen und bietet gute Chancen und Möglichkeiten dafür. Die Aufgabe habe ich von Anfang an als sehr reizvoll und spannend erlebt und will das Amt auch gerne in den kommenden fünf Jahren mit vollem Einsatz und nach bestem Wissen und Gewissen bestmöglich ausfüllen. Mich dabei auch schützend vor die Verwaltung zu stellen, gehört für mich untrennbar mit dazu.
Angenommen, wir könnten uns in das Jahr 2026 „beamen“: Was wäre bis dahin politisch in der Samtgemeinde erreicht, wenn sich alle Ihre Wünsche erfüllten?
Die oben genannten Vorhaben mit Schule, Kita, Feuerwehr, Breitband und bauliche Sanierungen sind alle gut umgesetzt worden. Die Finanzierung erfolgte ohne eine große Neuverschuldung. Die finanzielle Leistungsfähigkeit der Mitgliedsgemeinden ist unter anderem durch neue Gewerbeansiedlungen erhalten geblieben. Neue Betreuungs- und Wohnangebote für Senioren haben sich entwickelt. In der Samtgemeinde finden sich lebens- und liebenswert Bedingungen für alle Bevölkerungsgruppen.